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Dieter, du bist mein Augenstern

Was ist denn nun eigentlich Berliner Essen? Diese Frage stand im Raum, als sich letzten Freitag die treuen Besucher vom MitMachCafé im Wrangeltreff versammelten und gemeinsam das Jahr der Köstlichkeiten ausklingen ließen. Das Eisbein gewann den Titel des typischen Berliner Essens.
Auch die siebenjährige Sharon gewann einen Preis, nämlich den für die besten selbstgemachten Plätzchen. Ihre noch im MitMachCafé gebackenen Rosinen-Schokolade-Streusel-Kekse überzeugten die Jury, die sich durch die vielen Plätzchen der Kinder biss bevor das eigentliche Festessen begann.



Denn weder das Eisbein noch die Plätzchen standen auf der eigentlichen Speisekarte. Die hatte Katharina Oguntoye von Joliba mit zwei großen Gänsen gefüllt. Braun gebrannt und mit Rotkohl und Knödeln, verspeisten alle das leckere Gefügel beim letzten MitMachCafé in diesem Jahr. Für die Vegetarier gab es Ratatouille und wer nach den Leckereien nochmal gerade saß und den Hosenknopf öffnete hatte noch ein bisschen Platz für die französischen Crepes von Vanessa - mit Rosinen, Zuckerstreuseln und Schoko-Kirsch-Chilli Marmelade.
Wie immer fehlte auch das kulturelle Programm nicht. Mit Film, Musik, Gesang und Tanz wurde der Freitagabend mit viel Freude begangen.
   
"Das war mal ein Krankenhaus hier. N' altes, weißte?" - Ein Anwohner aus dem Kreuzberger Kiez berichtet vor der Kamera vom Bethanien, dem späteren kulturellem Zentrum. Eine andere Frau erzählt, wie es war damals, als noch die Häuser besetzt wurden, von den Studenten, von der Juni Bewegung. Den Erzählungen der Kreuzberger Bewohner lauschen die Schüler und Schülerinnen der Schule in der Skalitzer Straße.
Sie sitzen nicht nur vor der Kamera und lernen, sie erzählen auch selber was sie alles wissen. Sie filmen, schneiden und interviewen. Im Projekt von Katharina La Henges, in dem Orte wie der Mariannenplatz oder der Görlitzer Park dokumentiert und vergangene Ereignisse festgehalten werden sollen, recherchierten die Jugendlichen unter anderem im Kreuzberg Museum. Mit Hilfe von Fotos, Filmmaterial, Neuaufnahmen und Interviews entstand das Geschichtsvermittlungsprojekt, mit dem Geschichte auf eine andere Art und Weise rübergebracht werden soll. Denn: "Geschichte ist eine ganz wichtige Sache, mit der man sich beschäftigen soll. Wenn man versteht wer wann und wo gelebt hat, versteht man auch besser seine Umgebung." Katharina La Henges gibt zu, dass die Arbeit mit den Jugendlichen nicht immer leicht war. Teilweise musste man ihnen erst verständlich machen, dass auch Geschichte etwas Wichtiges und Sinnvolles ist. Die Schüler und Schülerinnen lernten jedoch auch technisch einiges dazu. So probierte und profilierte sich zum Beispiel Alexander Schneising in den Schnitt und Montagetechniken im Beitrag über den Mariannenplatz.
 
 

Der Mann mit dem Cello, wir wissen inzwischen das er Matthias heißt, sorgte nach dem Gänseschmaus mit einer Frau und ihrem Hula Hoop Reifen für viel Gelächter. Ob mit Liedern von Charles Trenet oder Kurt Tucholsky oder mit Geschichten über die Liebe zwischen den zwei Steinen Martha und Roland - Matthias Ibach und Sabine Rieck sangen, performten und krabbelten unermüdlich über den Boden. Wer noch nie jemanden den Hula Hoop Reifen um den Popo hat schwingen sehen, war bei diesem Programm genau richtig. In ihrem kariertem Kleid fragte Sabine nach einem Mann in der Runde und erwählte Dieter. Lieblich klang es dann in der Luft, das Lied nur für ihn gewidmet: "Du bist mein Augenstern, dich hab ich zum Fressen gern".
Den schönsten Abschied vom gemeinsamen Abend brachte schließlich die ecuadorianische Tanzgruppe "Ayahuma Ecuador". Carolina, Manuel, Marilu, Mariester und Iliana zeigten den wichtigsten der ecuadorianischen Tänze, San Juanito, einen Tanz aus den Anden. "Wir wollen unsere Kultur zeigen und etwas von uns." Wenn Marilu nicht die Hüften schwingt, ist sie für den Papierkram der Gruppe zuständig. Ihre Kultur bringen die Frauen und Manuel, erst seit vier Monaten mit in der Gruppe, auch direkt aus ihrer Heimat mit. Die Kostüme sind alle handgenäht aus Otavalo, einem Ort in den ecuadorianischen Anden. Carolina, schon seit sieben Jahren Mitglied bei "Ayahuma Ecuador" ist die Choreographin. Ihre Anweisungen sagt sie auf Quechua, der Sprache der Indianer. 
Zum Abschluss lud der Teufel von "Ayahuma Ecuador" alle zum Tanz. Zu ecuadorianischer Musik wirbelnd, drehend und klatschend verabschiedeten alle gemeinsam das leckere Essen und die spannenden Erfahrungen aus dem MitMachCafé 2011.


Wer Lust hat auch mal ecuadorianische Tänze kennen zu lernen ist herzlich eingeladen jeden Freitag in den Nachbarschaftsraum zu kommen. Mehr Infos unter ayahumaecuador@yahoo.es

                                     



Text: Mareen Ledebur                                                                                                                                                                        Fotos: Adauto de Souza
                                                                                                                                                                                                                                                                                               
 

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